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Zeile für Zeile 

Videos mit offenem oder unklarem Ende regen selten die Fantasie der Zu­

schauer an. Sie hinterlassen eher ein Gefühl der Leere und Unfertigkeit. Der

Zuschauer fühlt sich alleingelassen und unbefriedigt.

Jede Geschichte wird mit einem Finale aufgelöst.

Die Aufteilung einer Geschichte in drei Abschnitte hat sich seit Aristoteles

bis heute als äußerst praktisch erwiesen. Bekannt unter dem Namen 3-Akt-

Modell ist sie ein sehr robustes Werkzeug zum Geschichtenerzählen. Sie

funktioniert bei der Gestaltung des Aufbaus von Romanen, Spielfilmen oder

Dokumentationen und versagt selbst bei kurzen Berichten nicht. Bediene

dich dieses Werkzeugs zum Strukturieren deines Materials, deiner Geschich­

ten und Videos, solange du nichts Besseres findest.

Seit Aristoteles in seinen Schriften die dramaturgischen Grundlagen für das

Storytelling  – der moderne Ausdruck für das Geschichtenerzählen  – auf­

schrieb, sind viele Bücher zu diesem Thema entstanden. Zu den kurzwei­

ligsten zählt sicher »Aristoteles in Hollywood« [11] des finnischen Autors Ari

Hiltunen.

Zeile für Zeile

Deine Videostory ist gründlich recherchiert, die Karteikarten storygerecht

sortiert, die Fakten geordnet, die Story steht. Mit dem Zettelkasten zum Dre­

hen zu marschieren, ist dir zu unpraktisch? Was, wenn er dir versehentlich

herunterfällt? Dieses Risiko scheuend, sitzt du eines Abends erneut am Com­

puter und überträgst den Inhalt der zusehend abgegriffenen Karteikarten in

ein Textprogramm. Ob dabei eine Textverarbeitung zum Einsatz kommt oder

ein tabellenfähiges Programm, ist gleichgültig. Hauptsache, du kannst flüs­

sig damit schreiben, löschen und am Ende ausdrucken.

Noch einmal läuft die Geschichte vor deinem geistigen Auge, bevor der ech­

te Dreh beginnt. Zeile für Zeile schreibst du die Geschichte in eine Tabel­

le. Immer der gleiche Aufbau: Einer fortlaufenden Nummer folgt das Bild.

Hier trägst du ein, wo gedreht wird, wer und was zu sehen sein wird. Unter

Ton steht, was der Zuschauer später zu hören bekommt. Ein Interview, einen

Kommentar, den O-Ton eines Protagonisten.

Brauchst du besondere Requisiten, Leuchten oder andere Hilfsmittel, hältst

du das unter Bemerkungen fest.